Die Former


Nachdem Aonir zurück in seine Heimat aufbrach, wurde Eo zu einer leeren Leinwand, welche bald mit allerlei Leben gefüllt werden soll. Fürwahr, Eo sei bereits das Zuhause Urgewalten gewesen, doch dieser waren nicht sein Schaffen. Die ersten mit Verstand begabten Völker, welche aus der Saat des Lebens geboren waren, waren auch diejenigen, die das Schicksal dieser Welt für die nächsten Zehntausenden von Jahren bestimmen würden: Die Former und die Drachen.
Mit der Konvokation als unser Bezugsereignis, erschienen sowohl die Former als auch die Drachen um das Jahr 45.000 B.C. (Before the Convocation), doch ihre Anfänge hätten nicht anders verlaufen können. Die Drachen, das zurückgezogene der beiden Völker, verbrachten ihre Zeit auf dem fernosten Kontinenten Godeland, aus dem sie abstammen. Die Former, auch bekannt als die Kinder der Götter, jedoch, getrieben durch ihren Drang nach Wissen, fingen alsbald an, ihren Horizont zu erweitern.
Sie stammen aus Xu und breiteten dank ihrer gewaltigen magischen Fähigkeiten rasch ihre Kultur und Gesellschaft durch ganz Eo aus. Sie waren es, welche die ersten Städte aus den Knochen dieser Welt fertigten. Denen verdanken sie auch ihren Namen, denn sie formten prächtige Bauwerke und Artefakte aus Gestein, Metallen, Glar, ja sogar den unsichtbaren Kräften ihrer Träume und Gedanken – alles formte sich nach ihrem Wunsch.


Um jene Zeit stieg Nor herab von den Hallen der Götter und lehrte die Völker von Aonir. So wurden die Former aufmerksam auf die Wächter, schienen sie jedoch nicht gehuldigt zu haben. Sie waren ein braves Volk, welches mit der Natur und ihren Wesen im Einklang lebte. Einige von ihnen, so wie die Skergs und Minotauren, wurden bald zu Dienern der Former. Sie halfen ihnen, ihre herrlichen Konstrukte zu bedienen.
Bald überquerten sie die See der Träume und breiteten sich über Fiara und Urgath aus. Dort benutzen sie ihre angeborenen Gaben, um mehr von ihren Wundert auf die Welt zu bringen, indem sie ganze Wälder mit den Kristallen ihrer Gedanken erschufen. Es brauchte nicht lange, bis sie die fernen Ufer von Inenland im Westen, und Godeland, dem Zuhause der Drachen im Osten, erreichten. Dort errichteten sie neue Siedlungen, um die bisher abgeschiedenen Echsen zu studieren.
Eines ihrer größten Werke ist wohlmöglich die schwimmende Stadt, ein Ort, den sie Daenai tauften. Obwohl sie aus Krystallen, Metallen und Stein bestand, konnte sie wie ein Schiff die Meere bereisen, und so bahnte sie den Weg für die Former, bisher unbekannte Gebiete zu erforschten – ihr Volk war auf dem Höhepunkt ihrer Macht.
Jedoch kam trotz ihres Wissens auch für sie eine Prüfung, an der sie zerbrachen. Und mit ihr der Feind, der sie jagen und vernichten sollte. Während sie Xu erforschten, stieß ein Formerpaar auf die Quelle aller Magie auf Eo – das Allfeuer.
Zunächst wurden sie für ihre Entdeckung gepriesen. Selbst die mächtigen Former brauchten Wochen, ja Monate, um die Kraft des Allfeuers zu meistern, doch die Vorteile waren unschätzbar: sowohl ihr magisches Können als auch die Spanne ihres Lebens erreichten neue Höhen. Sie wurden unverwundbar, ihr Fortschritt schneller als je zuvor. Sie bauten eine neue Stadt um den Ursprung des Allfeuers, welche von nun an das Zentrum ihres Imperiums sein würde – Danduil, die Zitadelle.


Doch das Allfeuer forderte einen Tribut. Die Former strebten nach immer mehr Macht, immer mehr Kontrolle. Die Welt zu erforschen genügte nicht, sie wollten über sie herrschen. Jene Kreaturen, welche sie einst beobachteten, wurden zu ihren Sklaven, ihr Geist in der Gewalt der Former. Die Anführer des einst holdvollen Volkes bemerkten das, und so bestraften sie das Paar, welches das Unglück über sie brachte. Mithilfe mächtiger Zauber bannten sie sie in einen ewigen Schlaf, tief in den Kavernen der Zitadelle.
Aber es war zu spät. Gier griff tief in die Herzen der Former. Ihr Imperium herrschte bald über jeden Fleck Eos.
Erst da, um das Jahr 40,000 vor der Konvokation, erhoben sich die Drachen aus ihren Horten in den Gipfeln Godelands. Sie nahmen die Last der Rächer auf sich, der Herrschaft der Former ein Ende zu bereiten, denn das Allfeuer machte die Former stark, und nur das durch Allfeuer berührte, glühende Feuer der alten Drachen vermochte sie zu bezwingen.
Gleich dem Zorn der Schöpfung schwangen sie ihre Flügel über ganz Eo währen die Städte und Konstrukte der Former in ihrem Feuer verschwanden. Und mit ihren Städten zerfiel auch ihr Reich – die Drachen waren siegreich.
Mit dem Zerfall ihres Imperiums und dem Tod jener, welche das Allfeuer missbrauchten, ergriffen die wenigen überlebenden der Former die Flucht. Sie zerstreuten sich in vier Gruppen, welche über die kommenden Jahrtausende in die Barbarei zurückfielen.
Drei der Gruppen flüchteten nach Fiara: nach Süden, in die großen Wälder von Finon Mir, die dunklen Höhlen unter den Grimwargbergen und in das ewige Eis des Windwallgebirges. So entstanden die Elfen, welche ihre Geisteskraft erbten, die Zwerge, gesegnet mit ihrer Handwerkskunts, und die Menschen, dir ihre Gier nach Wissen, aber auch ihre Gier nach macht geerbt haben.
Einer Gruppe gelang die Flucht in die Berge Xus. Dort blieben sie verborgen, und wurden schließlich zu den Völkern der Kathai und Hazim.
Die Drachen waren die neuen Herrscher Eos. Das Vermächtnis der einst großen Former waren nun Ruinen, alte Schriften, aber auch jenes Paar, welches das Unheil über sie brachte – nach wie vor ruhend in den Hallen der Zitadelle – bis das Schicksal sie aus ihrem ewigen Schlaf befreien würde.